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Membran aus Pflanzenabfällen filtert Schwermetalle aus Wasser

Leider ist Wasserverschmutzung ist in vielen Teilen der Welt nach wie vor ein wichtiges Thema. Schwermetalle sind eine Gruppe von Schadstoffen, die sich im menschlichen Körper ansammeln und Krebs verursachen können. Existierende Technologien zur Schwermetallbeseitigung sind dagegen sehr energieintensiv.

Wissenschaftler der Nanyang Technischen Universität in Singapur und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ), haben eine Membran aus Nebenprodukten der Pflanzenölindustrie hergestellt, die Schwermetalle aus kontaminiertem Wasser herausfiltern kann. Das Forschungsteam entdeckte, daß Proteine, die aus den Nebenprodukten der Erdnuß- oder Sonnenblumenölproduktion stammen, Schwermetallionen sehr effektiv binden. In ihren Tests zeigten sie, daß dieses Adsorptionsverfahren, kontaminiertes Wasser bis auf Trinkwasserqualität reinigen kann .

Die Forscher sehen in der Membran eine zugleich kostengünstige, einfache, nachhaltige und skalierbare Methode zur  Schwermetallentfernung aus Wasser. Die Forschungsergebnisse des Teams wurden im Fachheft Chemical Engineering Journal veröffentlicht.

Die neuen Membranen auf Proteinbasis werden durch einen umweltfreundlichen Prozess erzeugt und brauchen für ihren Einsatz nur wenig Energie. Das macht sie fuer Industrienationen und weniger entwickelten Ländern gleichermaßen interessant.

Die Produktion von kommerziellen Pflanzenölen erzeugt proteinreichen Abfallnebenprodukte. Diese Reste bleiben nach der Ölextraktion aus der Rohpflanze zurück.

Das Forscherkollektiv verwendete Sonnenblumen- und Erdnußöle. Nachdem die Forscher die Proteine extrahiert hatte, verwandelte sie sie in Nano-Amyloidfibrillen Dabei handelt es sich um seilähnliche Strukturen aus eng verwundenen Proteinen. Diese Proteinfibrillen ziehen Schwermetalle an und wirken wie ein molekulares Sieb. Die Membranen filtrierten bis zu 99,89 Prozent der Schwermetalle.

Unter den drei getesteten Metallen war der Filter für Blei und Platin am effektivsten, gefolgt von Chrom. Da Platin oft als Katalysator in Brennstoffzellen oder Elektrolyseuren verwendet wird, ist dies eine elegante und billige Methode, das Metall wiederzugewinnen.

Die Forscher kombinierten die extrahierten Amyloidfibrillen mit Aktivkohle. Aufgrund des hohen Oberflächen-Volumen-Verhältnises der Amyloidfibrillen sind sie für die Adsorption großer Mengen an Schwermetallen besonders geeignet. Der Filter kann für alle Arten von Schwermetallen verwendet werden. Dazu kommen organische Schadstoffe wie Perfluoralkyl- und Polyfluoralkylsubstanzen. Diese Chemikalien werden für in einer Vielzahl von Verbraucher- und Industrieprodukten verwendet, aber auch für Nafion-Membranen von Brennstoffzellen.

Die Konzentration von Schwermetallen in kontaminiertem Wasser bestimmt, wie viel Wasservolumen die Membran herausfiltern kann. Eine Hybridmembran aus Sonnenblumenproteinamyloiden benötigt nur 16 kg Protein, um ein Schwimmbad, welches mit 400 Teilen Blei pro Milliarde kontaminiert ist,  zu reinigen. Ein Kilogramm Sonnenblumenextrakt ergibt etwa 160 g Protein. Gleichzeitig sind die proteinreichen Sonnenblumen- und Erdnußöle kostengünstige Rohstoffe. Da dies das erste Mal ist, daß Amyloidfibrillen aus Sonnenblumen- und Erdnußproteinen erhalten wurden, muß der Prozeß noch skaliert und  industrialisiert werden.

Der Prozeß ist aufgrund seiner Einfachheit und minimalen Verwendung chemischer Reagenzien allerdings leicht skalierbar. Das ermöglicht es, Abfälle für weitere Anwendungen neu aufzubereiten und verschiedene industrielle Lebensmittelabfälle in vorteilhafte Technologien vollständig auszunutzen. Die eingeschlossenen Metalle können auch extrahiert und weiter recycelt werden. Nach der Filtration kann die Membran einfach verbrannt werden und hinterläßt nur die Metalle.

Während Metalle wie Blei oder Quecksilber giftig sind und sicher entsorgt werden, finden andere Metalle wie Platin Anwendungen bei der Herstellung von Elektronik und anderen empfindlichen Geräten, wie Brennstoffzellen. Die Rückgewinnung des kostbaren Platins, das 30.000 Euro pro kg kostet, erfordert nur 32 kg Protein, während die Rückgewinnung von Gold, das fast 55.000 Euro pro kg entspricht, nur 16 kg Protein benötigt. Angesichts der Kosten von weniger als 1 Euro pro kg Protein, sind die Vorteile gewaltig.

Die Co-Autorin der Zeitung, Raffaele Mezzenga, hatte bereits 2016 entdeckt, daß Molkenproteine, die aus der Milch von Kühen stammen, ähnliche Eigenschaften hatten. Die Forscher erkannten schon damals, daß Proteine ​​aus pflanzlichen Ölsaaten auch ähnliche Eigenschaften aufweisen könnten.

Ein weiterer großer Vorteil ist, daß diese Filtration im Gegensatz zu anderen Methoden wie Umkehrosmose keinen Strom benötigt. Für den gesamten Filtrationsprozeß ist die Schwerkraft vollkommen ausreichend. Damit ist die Methode auch für Kontaminationen in schlecht erschlossen Gebieten geeignet.

Bild: Pixabay

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Eine Graphenmembran als elektrischer Wasserhahn

Biologische Systeme können durch Kanäle in ihren Membranen den Wasserfluß steuern. Das hat viele Vorteile, wie z.B. wenn Zellen den osmotischen Druck regulieren müssen. Auch künstliche Systeme, z.B. in der Wasserbehandlung oder in elektrochemischen Zellen, könnten davon profitieren. Jetzt hat eine Gruppe von Materialforschern um Dr. Zhou an der Universität Manchester im Vereinigten Königreich eine Membran entwickelt, die den Wasserfluß elektrisch schalten kann.

Wie die Forscher im Fachmagazin Nature berichteten, wurde eine mehrschichtige Membran aus Silber, Graphen und Gold hergestellt, die bei einer Spannung von mehr als 2 V Kanäle öffnet, die Wasser fast ohne Behinderung durch die Membran durchleiten. Der Effekt ist reversibel. Dazu benutzten die Wissenschaftler die Eigenschaft von Graphen, einen einstellbaren Filter oder eine perfekte Barriere für Flüssigkeiten und Gasen zu bilden. Die Forscher haben dabei eine kostengünstige Form von Graphen (Graphenoxid) verwendet. Diese neue “intelligente” Membranen haben gezeigt, daß sie eine präzise Steuerung des Wasserflusses durch Verwendung eines elektrischen Stroms möglich ist. Die Membranen können sogar verwendet werden, um den Wasserfluß bei Bedarf vollständig zu blockieren.

Zur Herstellung der Membran hat die Forschergruppe leitende Filamente in die elektrisch isolierende Graphenoxidmembran eingebettet. Ein elektrischer Strom, der durch diese Nanofilamente geleitet wurde, erzeugte ein starkes elektrisches Feld, das die Wassermoleküle ionisiert und somit den Wassertransport durch die Graphenkapillaren in der Membran steuert.

Bei Frontis Energy sind wir begeistert von dieser neuen Technologie und können uns schon viele Anwendungsgebiete vorstellen. Diese Forschung ermöglicht es, die Wasserpermeation von der ultraschnellen Durchdringung bis zur vollständigen Blockierung präzise zu steuern. Die Entwicklung intelligenter Membranen, die eine präzise und reversible Kontrolle der molekularen Durchdringung durch externe Stimuli ermöglichen, wäre für viele Bereiche der Wirtschaft und Forschung von großem Interesse. Diese Membranen könnten z.B. in Elektrolysezellen oder in der Medizin Anwendung finden. Künstlicher biologischer Systeme, wie z.B. Gewebetransplantate ermöglichen zahlreiche medizinische Anwendungen.

Das delikate Material bestehend aus Graphen, Gold und Silber ist zwar noch zu teuer und nicht so widerstandsfähig wie unsere Nafion™-Membranen, dafür kann man sie aber ein- und wieder ausschalten. Wir bleiben gespannt.

(Bild: Universität Manchester)